Seit visuelles Präsentieren ein bißchen mehr Mainstream geworden ist, also fast überall, wird viel gegen Listen gewettert. Und gegen Bullet-Points, auf Deutsch Aufzählungszeichen.
Listen sind problematisch, weil sie meist viel Text bedeuten und viel Text bei einem Vortrag eher ungünstig ist. Während ich lese, kann ich nicht zuhören, weil ich leise mitspreche. Dadurch geht Information verloren. Das kann man leicht beweisen.
Ich kann das aber!, sagte mal eine Autorin zu mir, die in der Tat ganz vieles kann.
Aber sie konnte es auch nicht, das Zuhören und Lesen. Oh, sagte sie. Sie haben Recht. Ich habe nicht gehört, was Sie gesagt haben. Ich habe gelesen.
Geschriebener Text gewinnt meistens, weil wir glauben, dass er wichtig ist. Das sind wir so gewohnt. Seit Schultagen. Was vorne steht, gilt. Also gucken wir hin.
Was ist denn nun mit den Listen?

Listen sind wunderbare Arbeitstiere. Sie können fast alles. Außer Spannung. Und selbst das schaffen sie manchmal doch. Im Kino, beim Abspann zu Beispiel. Wenn eine lange, lange Liste mit den Namen von Toten des 2. Weltkrieges vor uns erscheint, macht das betroffener als eine unfassbare Zahl.
Es gibt keinen Grund, keine Listen zu benutzen außer man benutzt zu viele. Besonders bei technischen Themen oder am Ende einer Präsentation sind sie außerordentlich hilfreich.
- Listen kann ich abhaken.
- Auf dem Papier, einer Folie, im Kopf.
- Listen beruhigen. Ah! So weit sind wir schon. Das klappt also bereits.
Also: Dezent und sinnvoll eingesetzt überhaupt kein Problem. Nur eine Slide-Show, die aus nichts als Listen besteht, versagt. Muss versagen. Weil sie uns nicht zum Mitdenken anregen kann.
Eine anderes Problem mit Listen auf Folien ist, dass es häufig gar keine echten Listen sind, sondern lediglich Aneinanderreihungen von überschriftenartigen Aussagen. Gehinfürze, ist man versucht zu sagen. Egoistische Redehilfen für Vortragende. Überflüssige Denk-Krücken. Denkschnappatmung.
- Ich
- Allein
- Bin
- Noch
- Keine
- Liste
Das ist nicht mal ein Satz, weil der Punkt fehlt.
Diese Reihung erzeugt aber – weil sie wie eine Liste wirkt – den Eindruck von Vollständigkeit. Und Korrektheit.
Und schon haben wir ein Problem.
Denn genau so etwas kann, besonders bei ausgedruckten, Folien in der Tat zum Problem werden. So können Missverständnisse entstehen. So können Flugzeuge vom Himmel fallen. Alles schon passiert.

Und die berüchtigten Bullet-Points, für die PowerPoint berühmt ist?
- PowerPoint hat sie nicht erfunden, sondern die Typografie.
- Bullet-Points sind probate Aufzählungsmittel. Dazu gibt es sie.
- Bullet-Points sind nicht böse. Das ist nur wieder so eine verkürzte Denke.
- Bullet-Points machen Listen und Gliederungen leichter lesbar.
- Das ist ihr Job.
- Ein Bullet-Point ist noch kein Verbrechen
- Was manche damit auf ihren Folien tun, schon.
- Und nur darum geht es.
- Menschen sind Schuld an schlechten Vorträgen und Folien.
- Nicht Listen, nicht Bullet-Points.
- Menschen.
- Immer und immer und immer wieder nur wir selber.
- Weil wir nicht denken beim Reden und beim Redenvorbereiten.
- Weil wir denkfaule und bequeme Vortragstiere sind.
- Und weil wir uns nicht gegen das wehren, was uns Programme und Maschinen vorgeben, statt Technik so sinnvoll und sparsam einzusetzen, wie nur möglich.
- Menschlich, eben.