TEACH & TRAIN

Präsentieren bedeutet, mit Menschen zu sprechen.

Kategorie: visualisation

Adventskalender #5

Die Studierenden schreiben und bedanken sich. Sie haben sich sicherer gefühlt und strukturierter. Das war der Plan. Jetzt kommt Loslassen und sich Erholen und Weitermachen. Nehmt euch Zeit, sage ich, den Abschluss gemeinsam zu feiern.

Lasst euch Zeit. Das gilt auch für den Vortrag. Plant in der Zeit. Nicht nur im Ablauf. Vortrag braucht Choreografie.

Wie viel Zeit braucht ein guter Anfang? Das Ende? Diese eine Folie?

Es gibt keine Regeln, aber ein gutes Bauchgefühl. Das der Zuhörer. Wir spüren sehr schnell, wenn Zeit:Inhalt nicht zusammenspielen.

Ein Video länger als 20 Sekunden verwandelt einen in eine Couch-Potato. Wir wollen lieber weitergucken als euch zuhören.

Also stückelt lieber. 20 Sekunden hier, zehn da. Stellt den Ton ab und seid euer eigener O-Ton. Dann geht auch länger.

Eine Folie, die nicht wirken kann, ist vertane Zeit.

Die Autokorrektur machte daraus gerade verratene Zeit und das stimmt auch irgendwie.

Wie lange muss eine Folie stehen?, fragte gestern eine Studentin.

So lange, wie sie braucht. So lange, wie das Publikum braucht. So lange, wie ihr braucht, sie zu erklären.

Es gibt 20-Sekunden-Folien, 3-Sekunden-Folien, 30-Sekunden-Folien …

Deswegen bleibt mir auch das Pecha-Kucha-Konzept mit seinen festen Zeitvorgabe (20 Bilder in 20 Sekunden) verschlossen. Mir fehlt da ein wesentliches Element.

Text ist Musik. Vortrag ist Rhythmus. Tanz mit euren Folien. Nehmt euch genau die Zeit, die sie verdient haben.

Probiert es vor allem aus. Nehmt euch auf. Dann spürt man sehr schnell, wo etwas zu lange dauert.

Lernt, so dicht und präzise wie möglich zu erklären.

Viel länger würdet ihr hier jetzt nicht lesen wollen, denke ich.

Same old, same old

Präsentationswerkstatt Thesis.

2. Zoom-Semester.

Nach dem ersten Vortrag sagt eine mutig: »Ich bin jetzt ein bisschen verwirrt.«

Die anderen Thumbnails nicken müde. Das ist nicht gut. Spätestens nach dem Vortrag sollte alles glasklar sein. Besser noch gleich zu Anfang.

Wir fangen noch einmal von vorne an. In diesem Fall von hinten. Das letzte Bild ist der bessere Einstieg. Ach so, sagen plötzlich alle.

Ach so! Warum hast du das denn nicht gleich gesagt?

Darum geht es. Das ist eure Aufgabe. Euer Expertenwissen zu übersetzen in lichte Verständlichkeit. Ganz egal ob Fachvortrag, Thesis, Projektstudie oder Pitch. Ganz egal ob Zoom oder Live-Bühne. Ganz egal ob ihr sitzt oder steht.

Ach so. Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?

Habe ich. Als ich zum ersten Mal zu euch sagte: Präsentieren bedeutet, mit Menschen zu sprechen.

Ich sage es andauernd. Wir müssen es nur immer wieder neu begreifen und verstehen. Eure Expertise ist meine Blackbox.

So wie der schwarze Tuschkasten, den eine in einem anderen Seminar mitbringt und geöffnet in die Kamera hält. Der Kasten bedeutet ihr sehr viel. Wir ahnen etwas, wir sehen auch die Farben aber solange du uns nichts zeigst oder erzählst über deine Farben, verstehe ich ihn nicht wirklich.

Ich frage nach ihren Lieblingsfarben.

»Ich habe eigentlich keine,« lacht sie und zeigt uns endlich eins ihrer Bilder und alles sagen Ah und Oh und eine helle Zoomstimme (heute krank, deshalb ohne Video) ruft aus dem Off: Das sieht aber gemütlich aus, da wäre ich jetzt auch gerne. Ab da sind wir im Vortrag. Ab da sind wir im Gespräch.

Um viel mehr geht es nicht.

Vielleicht wäre das bessere Bild für heute das von (m)einem Tuschkasten. Aber den können wir uns auch selber vorstellen und mit unseren eigenen Farben füllen. Wir können uns fast alles vorstellen, was ihr uns erzählt.

Solange ihr nur bewegte Bilder in unsere Köpfe malt.

Alle Jahre wieder

TAT_Kalender_Siemer_2017.JPGThema Bilder, Bildquellen, woher nehmen und nicht stehlen und merkt doch keiner und …

Ich sammle dazu einiges hier unter dem Tag legal-stuff. Andere auch. Die Listen ähneln sich. Und vermutlich hat inzwischen jeder seine eigene liebste Datenbank oder Quelle. Meine ist meine Kamera und The Noun Project.

Der Kalender oben ist übrigens von Siemer Verpackung, Hannover. Gekauft habe ich ihn bei einem Online-Papier-Shop. Und wem gehört nun das Recht am Bild?

The Visualization Universe

Visualization Universe.pngOh, wow! The Visualization Universe. Ein Projekt von der wunderbaren Anna Vital von Adioma mit Google News Lab. Zahlen halten die Welt zusammen.Wir verstehen sie nur viel zu oft nicht. We have big data, but still no big picture.

Nach welchen Visualisierungen suchen wir? Und nach welchen am häufigsten? (Gantt-Charts! Wer hätte das gedacht.)

Schöne, längere Zusammenfassung auf Fastcodesign:

“What the search data gives you is the level of honest interest,” Rogers says. “It takes you beyond the echo chamber of social media and you’re seeing what people really care about.”

Von der Liebe zum Meer. Und zum Detail.

Eigentlich macht die Hochschule Stralsund hier alles richtig.

Die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten auf einen Blick. Die eine Frage, die alle bewegt, wird auch beantwortet: Wie weit ist es bis zum Meer?

Man könnte nun darüber philosophieren, ob Meer gleich Strand, aber man muss nicht. Wo ein Strand ist, ist auch ein Meer.

Man könnte auch über die Farbe Rot diskutieren. Meerblau wäre ja auch schön, nicht? Aber rot ist wichtig und Signal und knallt in die Köpfe. Wie später das Bier am Strand. Am Meer trinkt man eher Tee. Aber das ist vielleicht Ansichtssache.

Aber sehen Sie: Selbst so ein Knallrot kann schon Ablenkung sein.

Am ablenkendsten aber sind die Punkte. Haben Sie es gemerkt oder waren Sie schon (noch)  mit Ihrem Bier (Tee) beschäftigt?

7.754 mit Tausenderpunkt.

483.000 auch.

1252 ohne.

1750 auch.

Zwei Minuten, nachdem ich die Grafik auf Facebook hatte, begannen kollegiale Überlegungen, warum das wohl so ist. Vielleicht ist ja eine Zahl wichtiger? Oder soll zumindest so wirken?

Nö.

Es ist einfach schusselig. Inkonsistent. Punkt.

Whatever it is, es ist genug, um unsere Köpfe vom Thema wegzulocken. Wir suchen Spuren und Muster. Immer. In allem. Muss sich doch einer was bei gedacht haben, denken wir. Sonst …

Nö.

Hat nur einer nicht aufgepasst. Oder kein visuelles Lektorat gemacht/machen lassen. Oder mit den Schultern gezuckt. Oder beides. Oder alles. Lohnt doch das Neumachen nicht. Ist doch nur ein Punkt.

Ein Punkt ist nie nur ein Punkt, Kinder. Das ist der Punkt.

Und sobald wir anfangen, darüber nachzudenken, warum etwas fehlt oder warum etwas so ist, wie es ist, und was es wohl bedeutet, hören wir nicht mehr zu. Mental sind wir da eigentlich schon längst am Strand.

Oder am Meer.