TEACH & TRAIN

Präsentieren bedeutet, mit Menschen zu sprechen.

Kategorie: planning

Adventskalender #9

Das gilt für Vorträge wie fürs Leben.

Atmet. Macht Pausen. Pausen sind Denkstellen. Da kann ich den Knoten ums Gesagte machen.

Atmet. Sagt nicht Genau! Da weiß von außen immer keiner, worüber ihr gerade drinnen nachgedacht habt.

Genau ist ein Sprecherwort, kein Zuhörerwort.

Atmet. Wo ihr atmet hat euer Text eine Chance. Wir auch.

Atmet nicht pausenlos.

Redet nicht pausenlos.

Klickt nicht pausenlos von einer Folie zur nächsten.

Geht nicht pausenlos auf und ab. Das stresst euch und uns.

Lächelt nicht pausenlos.

Pausenlos verliert immer.

Obwohl – man könnte sich eine Geschichte ausdenken, in der das kleine Pausenlos im Lotto gewinnt und mit seinem Freund Niete auf Abenteuerreisen geht. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte und man soll ja nicht immer pausenlos von einem zum anderen und Tausendsten, sage ich immer …

Genau.

Adventskalender #5

Die Studierenden schreiben und bedanken sich. Sie haben sich sicherer gefühlt und strukturierter. Das war der Plan. Jetzt kommt Loslassen und sich Erholen und Weitermachen. Nehmt euch Zeit, sage ich, den Abschluss gemeinsam zu feiern.

Lasst euch Zeit. Das gilt auch für den Vortrag. Plant in der Zeit. Nicht nur im Ablauf. Vortrag braucht Choreografie.

Wie viel Zeit braucht ein guter Anfang? Das Ende? Diese eine Folie?

Es gibt keine Regeln, aber ein gutes Bauchgefühl. Das der Zuhörer. Wir spüren sehr schnell, wenn Zeit:Inhalt nicht zusammenspielen.

Ein Video länger als 20 Sekunden verwandelt einen in eine Couch-Potato. Wir wollen lieber weitergucken als euch zuhören.

Also stückelt lieber. 20 Sekunden hier, zehn da. Stellt den Ton ab und seid euer eigener O-Ton. Dann geht auch länger.

Eine Folie, die nicht wirken kann, ist vertane Zeit.

Die Autokorrektur machte daraus gerade verratene Zeit und das stimmt auch irgendwie.

Wie lange muss eine Folie stehen?, fragte gestern eine Studentin.

So lange, wie sie braucht. So lange, wie das Publikum braucht. So lange, wie ihr braucht, sie zu erklären.

Es gibt 20-Sekunden-Folien, 3-Sekunden-Folien, 30-Sekunden-Folien …

Deswegen bleibt mir auch das Pecha-Kucha-Konzept mit seinen festen Zeitvorgabe (20 Bilder in 20 Sekunden) verschlossen. Mir fehlt da ein wesentliches Element.

Text ist Musik. Vortrag ist Rhythmus. Tanz mit euren Folien. Nehmt euch genau die Zeit, die sie verdient haben.

Probiert es vor allem aus. Nehmt euch auf. Dann spürt man sehr schnell, wo etwas zu lange dauert.

Lernt, so dicht und präzise wie möglich zu erklären.

Viel länger würdet ihr hier jetzt nicht lesen wollen, denke ich.

It’s one o’clock and time for lunch

Dum de dum de dum.

Wie spät ist es?, frage ich und zeige ihnen erst die eine und dann die andere Uhr. Die eine Uhr ist schön und teuer. Dänisches Design.

Die andere kostet zehn Euro. Höchstens.

Sie legen die Köpfe schräg. Wenn das Publikum die Köpfe schräg legen muss, haben Sie bereits verloren. Ihre Folien und die dänische Uhr auch.

Ich liebe meinen Georg-Jensen-Wecker. Aber ich kann ihn nicht lesen. Morgens um sieben schon gar nicht. Ich habe ihn gekauft, weil er einen blauen Zeiger hat, um den Alarm einzustellen. Niemand sonst hat blaue Zeiger. Nur Georg Jensen. Und genau daran scheitern wir gerade alle. Das Blau ist viel zu intensiv. Wir gucken dahin, wo wir nicht hingucken sollten. Welcher Zeiger gilt?

Zeit verliert gegen Blau. Immer.

Aufregung auch.

Bringt euch zum Vortrag Uhren mit, die ihr lesen könnt. Ich kann analog besser als digital, weil ich schon seit 100 Jahren mit Lehreruhren arbeite. Ihr seid digitaler unterwegs? Seid ihr da sicher? Ist das in der Referentenansicht die verstrichene Zeit oder die noch verbleibende?

Oder die aktuelle Zeit?

Seid ihr ganz sicher?

Every word a doorway

Jedes Wort eine Tür, eine Welt. Und ihr müsst uns an die Hand nehmen und uns zeigen, was für eine Welt das ist. Um jede Wortsonne kreisen Wortplaneten: Assoziationen. Jedes Wort bringt außer seiner Bedeutung auch eine mitgedachte Wertung mit sich. Apfel wirft das freundlichste Licht. Wir nennen das in der Semantik Konnotation.

Einfacher gesagt: Jedes Wort malt ein Bild in die Köpfe. Manche einen Film.

Manchmal auch mit Musik.

Und weil das so ist, müsst ihr immer genau das sagen, was ihr meint.

Skurril ist nicht dasselbe wie bizarr oder schräg. Ein Köter noch lange kein Hund. 

Was sehen Sie, wenn ich »Buckel« sage?

Genau. Sie sehen rund, weich, eine Wölbung, einen Buckelwal vielleicht oder eine Katze, je nachdem, wie Ihr Kopf tickt, oder auch einen Erdhügel. Hügel ist sehr nah dran an Buckel, der Glöckner von Notre Dame aber auch. Der kleinste gemeinsame  Nenner ist in jedem Fall eine halbwegs weiche Linie.

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Wenn Sie aber wollen, dass ich dieses Ihr neuestes Lampendesign begreife und mir vorstellen kann, dann ist Buckel der Weg ins Aus.

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Denn jetzt muss ich ganz weit weg von weich und rund und Hoppelhäschen. Ich brauche klare Linien, Flächen, Kanten, Falze, Dreiecke, Facetten, streng geometrische Formen, Polygone vielleicht, aber vor allem Origami. Das hier ist vermutlich der kleinste gemeinsame Nenner. Origami verstehen alle. Auch die, die nicht wissen, was Polygone sind.

Letzte Reisevorbereitungen

TAT-20170913-VokabellisteNoch eine knappe Woche bis zu den Prüfungen. Kommen Sie gut an!