TEACH & TRAIN

Präsentieren bedeutet, mit Menschen zu sprechen.

Kategorie: human touch

Nuts & Bolts

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Es ist wie mit den Nüssen und den Eichhörnchen, sage ich.

– Kurze Pause. Offensichtliche Denkpause. –

Was genau meinen Sie damit?, fragt Student A. Was ja auch schon mal mutig ist.

Euch, sage ich. Sie. Uns. Alle.

Wir wollen immer etwas mitnehmen aus dem Vortrag. Etwas nur für mich. Eine URL, einen Namen, einen Rat, ein Rezept. Den Artikel, den ich Ihnen heute empfohlen habe, werden sich drei von Ihnen ansehen. Das darin erwähnte Video dazu vielleicht einer. Die Info selber aber wollten alle. So gehen wir auf eine Messe: Wir kommen mit einer Tüte voll Infomaterial nach Hause, das wir uns nie ansehen werden. Aber wir sind glücklich. Wir empfehlen die Veranstaltung weiter.

Und wir kommen wieder: Denn es gab Häppchen. Nur für uns!

Back to basics

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Es muss nicht immer das ganz große Körper-Sprache-Drama sein. Wir brauchen auch nur selten das volle Hollywood’sche Farbspektrum. Uncanny Valley, anyone? Niemand muss auf der Bühne auf den Knien herumrutschen oder sich das Hemd vom Leib reißen. Auch das Publikum muss nicht ständig zum Mitmachen und munteren Händerecken aufgefordert werden.

Es reicht, wenn Ihr Text uns zum Mitdenken einlädt. Es reicht, wenn Ihr Text unsere Köpfe in Bewegung bringt, es reicht, wenn Ihr Text so singt und herzschlägt, dass Sie ihn uns eigentlich auch im Sitzen erzählen könnten: auf der Parkbank, im Café.

Fahren Sie die Show einfach mal ein bisschen runter.

Sie werden sich wundern, wie gut das allen tut.

Auch Ihnen selbst.

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Mythos Lernstile

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Wir wissen schon sehr lange, dass es sie nicht gibt, trotzdem glauben wir noch immer gerne an Lernstile oder Lerntypen. Weil es logisch klingt, weil wir oft genug selber das Gefühl haben, es sei so, wie wir glauben. Glaube aber ist Hoffnung und keine Realität und Gefühle sind keine Belege für etwas. Für die Theorie unterschiedlicher Lerntypen ist die Beweislage dünnstes, brüchiges Eis. Trotzdem ist sie eine beliebte Theorie, schon weil es bequem ist: Ich bin eben so. Ich bin ein visueller Typ, ich bin ein auditiver Typ ….

Aber ist das überhaupt relevant fürs Thema Vortrag?

Schon. Denn statt vergeblich zu versuchen, jedem Mimimi und Ichichich gerecht zu werden, werden Sie doch lieber dem Thema gerecht.

Nicht jeder Lerner braucht seine eigene Methode (visuell, kognitiv, haptisch, auditiv), sondern jedes Thema, jede Idee braucht die passende, beste Methode und Vermittlung.

Häufig genug wird das ein Bild sein, ein Infografik, manchmal aber auch eine Geschichte, und manchmal probiert man eben gemeinsam etwas aus. Fast immer ist konkret besser als abstrakt. Fast immer ist die Analogie der schnellste Weg. Das ist so ähnlich wie … Denn fürs Lernen gilt: Neues dockt gerne an Altem an. Wissen lebt nicht gern allein. Was ich schon weiß, was ich schon kenne, das macht mir den nächsten Verständnisschritt leichter.

Suchworte: Myth, learning styles/Mythos Lernstile, Lerntypen

Christian Jarret, WIRED, Januar 2015.

Sally Weale, Guardian, März 2017.

Stangl-Taller (dt.)

Deutschlandfunk, 2017

Season 3

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Und man weiß, es wird nicht gut ausgehen, und man weiß, die Geschichte ist nicht mehr aufzuhalten, und der Erzähler schiebt ein paar scheinbar harmlose Sätze vor den eigentlichen Anfang und erklärt, wer die Oboe ist und wer die Streicher, wer die Ente und wer die Katze. Und wer die Musik kennt und Peter und den Wolf, der weiß, dass es für die Akteure unaufhaltsam dem Ende zugeht; nur sie selber wähnen sich noch planvoll handelnd. — Fargo Season 3 ist vortragsklüger als jedes Handout zu Aufbau und Struktur es jemals sein könnte und ganz, ganz großes Kino.

Angst 101

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Angst ist die Vorstellung von etwas.

Wir fürchten uns vor dem, was war und vor dem, was sein könnte. Angst ist nie jetzt. Angst ist immer gestern oder morgen. Angst ist manchmal aber auch etwas, an dem wir uns liebevoll festklammern. Wir übersehen dabei oft, dass wir uns einen Käfig bauen, der nach oben hin weit offen ist. Wir schauen nur nicht dorthin. Wir konzentrieren uns auf unsere Angst. Wir sehen nach unten und schwarz.

In meinen Seminaren sitzen so viele Ängste. Fast alle nehmen sich zu viel Raum.

Seit Wochen hören wir, dass einer sich fürchtet vor dem Vortrag. Seit Jahren schon. Endlich ist heute. »Am besten entschuldige ich mich kurz vorher noch mal.« »Nein,« sage ich. »Vielleicht brauchen wir Ihre Angst heute gar nicht. Reden Sie lieber über das, was Ihnen am Herzen liegt: Ihre Fotografie. Der Rest findet sich. Ihre Angst setzen wir nach vorne neben Sie, wo sie einander sehen können.«

Und dann ist es, wie es immer ist. Und die Angst spielt zumindest heute keine Rolle. Sie ist fast unsichtbar. Sie bekommt Milch und Kekse. Wir aber bekommen einen Vortrag aus der Dunkelkammer, aus Licht und Schatten, aus Gesichtern und Momenten. Und über das, was man alles nachbearbeiten kann oder könnte, über Lautstärke und Fokus: darüber reden wir beim nächsten Mal. Denn ab jetzt gibt es ein nächstes Mal.