TEACH & TRAIN

Präsentieren bedeutet, mit Menschen zu sprechen.

Kategorie: adventskalender

Adventskalender #8

Da ist es, mein Credo. Der eine Satz, der alles sagt, was zum Thema Vortrag gesagt werden muss.

Eigentlich.

Was das bedeutet, ist selbsterklärend.

Eigentlich.

Dazu muss man nichts mehr sagen.

Eigentlich.

Andererseits.

Genau. Eben. Ich weiß.

Und deshalb geht es morgen vermutlich weiter hier.

Viel Erfolg mit Ihren Vorträgen in den kommenden Tagen.

Für heute allen einen schönen, ruhigen, satten, friedlichen, warmen und hellen 2. Advent.

Adventskalender #7

Guter Vortrag ist keine Hexerei. Aber er verzaubert.

Was genau die Magie ist bei einem Vortrag, weiß man nie ganz genau. Man weiß nur, wenn sie fehlt.

Wir alle spüren, wenn wir einem schlechten Vortrag zuhören müssen.

Die Magie eines Vortrags oder Gründerpitches ist kein überkandideltes, überinszeniertes Mediendrama. Aber ohne sie geht es nicht, ohne sie springt kein Funke über, ohne sie gibt es kein Aha, Ach so, Oh!

Manchmal sind es die Zahlen. There is magic in numbers. Wenn ihr wollt, dass ich in euch investiere, kennt eure Zahlen in- und auswendig. Alle. Netto, Brutto, Tara. Gewinn. Umsatz. Verlust.

Manchmal sind es ganz kleine Zahlen, die uns verzaubern. Neulich sprachen eine Kollegin und ich mit einer jungen Erfinderin über alles mögliche rund um ihre Idee und wie viel Geld sie braucht und wie wir das auftreiben. Am Ende sagte sie fast beiläufig: Das wichtigste Bauteil kostet 5,30.

Sternenregen.

Damit schicken wir sie ins nächste Gespräch. Verzaubern. Nicht verkaufen.

Jedes Produkt hat seine eigene Magie, jedes Thema, auch auf den ersten Blick ganz profane.

Warum redet ihr über Linolschnitt? Was kann Linolschnitt, was Illustrator nicht kann? Was kann Kostenleistungsrechnung?

Zeigt es mir. Mit und auf der 1. Folie. Und bringt etwas mit, was ich anfassen kann. Berühren ist auch ein Zauber.

Konkrete Beispiele sind oft Berührung genug für den Kopf.

Falls Sie mir nicht so recht zuhören können, weil Sie die ganze Zeit überlegen, warum da oben eine 7 steht, aber nur sechs Goldnüsse zu sehen sind und ob die eigentliche magische Zahl nicht 3 ist und 7 für etwas ganz anderes steht … haben Sie schon wieder etwas gelernt. Zauberhaft!

Adventskalender #6

Es gibt sie noch, die Vorträge, bei denen man sich auf den Kopf stellen muss, um die vollgepackten Folien zu verstehen, während die Rednerin sagt: Wie man hier sieht …

Es gibt sie noch, die Vorträge, bei denen jedes Wort hochdramatisch, hochpolitisch, hochambitioniert ist und das Wichtigste nie sagt. Worum es geht. Warum ich zuhören soll.

Ich? Ja, weil es dich auch betrifft. Und Sie. Uns alle.

Menschen mit Manifesten im Herzen vergessen gerne die Menschen, über die sie reden. Das geht quer durch alle Disziplinen, mit denen ich arbeite, besonders davon betroffen ist die Soziale Arbeit und Menschen mit den großen hehren Anliegen der Zeit. Sie sprechen von Leuten und Personen, nie von Menschen oder Patienten, von Freiheit sprechen sie, von Community, von Menschenrechten, von Partizipation und Inklusion und lassen dabei alle außen Acht und vor.

Und ich mag ihnen nicht zuhören. Weil alles gleich klingt. Wie vom Band. Hohl und aktivistisch leer.

Wenn ihr die Welt retten wollt, rettet zuerst die Sprache. Viel mehr haben wir nicht, um miteinander zu reden, bis die KI auch das übernimmt. Gedichte kann sie jetzt schon. Frage-Antwort-Chats auch. Sachtexte schon längst.

Lasst uns das Menschliche in der Sprache.

Wir werden es noch brauchen für unsere Verteidigungsrede vor den Maschinen. Viel Zeit haben wir nicht mehr.

Geht Worte retten. Und Wörter.

Inbetweens

Niemand hat es gemerkt. Niemand hat etwas gesagt.

Der Adventskalender ist eine Woche zu früh gestattet. Am 1. Advent. Nicht am 1. Dezember.

Jetzt kann ich über das Problem, das vielleicht nur für mich eines ist, herumlamentieren, bis alle Freude verblasst ist.

Ich kann eine Woche pausieren und in der Zwischenzeit die Nüsse fürs Aschenputtel vergolden.

Oder aber ich überlasse es wie immer Ihnen. Wer gucken will, guckt. Gestern, heute, morgen. Oder Sie pausieren auch.

Und was dann vom 17. bis 24. passiert … Nun, warten wir es ab. Dazu ist der Advent schließlich da.

Wenn Ihnen etwas komisch vorkommt, im Vortrag, im Seminar, in einer Lehrveranstaltung: Fragen Sie.

Publikum sitzt viel zu oft da und wundert sich und fragt nicht, weil alle denken, sie seien die einzigen, die etwas nicht verstanden hätten. Fragen Sie ruhig. Dazu sind Lehrveranstaltungen und Vorträge schließlich auch da. Um miteinander ins Gespräch zu kommen. Weblogs sind anders. Meine jedenfalls. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

Adventskalender #5

Die Studierenden schreiben und bedanken sich. Sie haben sich sicherer gefühlt und strukturierter. Das war der Plan. Jetzt kommt Loslassen und sich Erholen und Weitermachen. Nehmt euch Zeit, sage ich, den Abschluss gemeinsam zu feiern.

Lasst euch Zeit. Das gilt auch für den Vortrag. Plant in der Zeit. Nicht nur im Ablauf. Vortrag braucht Choreografie.

Wie viel Zeit braucht ein guter Anfang? Das Ende? Diese eine Folie?

Es gibt keine Regeln, aber ein gutes Bauchgefühl. Das der Zuhörer. Wir spüren sehr schnell, wenn Zeit:Inhalt nicht zusammenspielen.

Ein Video länger als 20 Sekunden verwandelt einen in eine Couch-Potato. Wir wollen lieber weitergucken als euch zuhören.

Also stückelt lieber. 20 Sekunden hier, zehn da. Stellt den Ton ab und seid euer eigener O-Ton. Dann geht auch länger.

Eine Folie, die nicht wirken kann, ist vertane Zeit.

Die Autokorrektur machte daraus gerade verratene Zeit und das stimmt auch irgendwie.

Wie lange muss eine Folie stehen?, fragte gestern eine Studentin.

So lange, wie sie braucht. So lange, wie das Publikum braucht. So lange, wie ihr braucht, sie zu erklären.

Es gibt 20-Sekunden-Folien, 3-Sekunden-Folien, 30-Sekunden-Folien …

Deswegen bleibt mir auch das Pecha-Kucha-Konzept mit seinen festen Zeitvorgabe (20 Bilder in 20 Sekunden) verschlossen. Mir fehlt da ein wesentliches Element.

Text ist Musik. Vortrag ist Rhythmus. Tanz mit euren Folien. Nehmt euch genau die Zeit, die sie verdient haben.

Probiert es vor allem aus. Nehmt euch auf. Dann spürt man sehr schnell, wo etwas zu lange dauert.

Lernt, so dicht und präzise wie möglich zu erklären.

Viel länger würdet ihr hier jetzt nicht lesen wollen, denke ich.