Adventskalender #6

Es gibt sie noch, die Vorträge, bei denen man sich auf den Kopf stellen muss, um die vollgepackten Folien zu verstehen, während die Rednerin sagt: Wie man hier sieht …

Es gibt sie noch, die Vorträge, bei denen jedes Wort hochdramatisch, hochpolitisch, hochambitioniert ist und das Wichtigste nie sagt. Worum es geht. Warum ich zuhören soll.

Ich? Ja, weil es dich auch betrifft. Und Sie. Uns alle.

Menschen mit Manifesten im Herzen vergessen gerne die Menschen, über die sie reden. Das geht quer durch alle Disziplinen, mit denen ich arbeite, besonders davon betroffen ist die Soziale Arbeit und Menschen mit den großen hehren Anliegen der Zeit. Sie sprechen von Leuten und Personen, nie von Menschen oder Patienten, von Freiheit sprechen sie, von Community, von Menschenrechten, von Partizipation und Inklusion und lassen dabei alle außen Acht und vor.

Und ich mag ihnen nicht zuhören. Weil alles gleich klingt. Wie vom Band. Hohl und aktivistisch leer.

Wenn ihr die Welt retten wollt, rettet zuerst die Sprache. Viel mehr haben wir nicht, um miteinander zu reden, bis die KI auch das übernimmt. Gedichte kann sie jetzt schon. Frage-Antwort-Chats auch. Sachtexte schon längst.

Lasst uns das Menschliche in der Sprache.

Wir werden es noch brauchen für unsere Verteidigungsrede vor den Maschinen. Viel Zeit haben wir nicht mehr.

Geht Worte retten. Und Wörter.