TEACH & TRAIN

Präsentieren bedeutet, mit Menschen zu sprechen.

Monat: Mai, 2014

Prep talks, pep talks

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Immer noch der beste Weg zu einem Vortrag: Nehmen Sie ein Planungspapier. Planen Sie quer.

Quer ist wichtig. Quer denkt es sich besser. Quer hat man mehr Überblick. Quer stopft sich nicht so schnell voll. Und dann machen Sie einfach eine runde Sache draus. Beschränken Sie sich dabei möglichst auf ein Ziel. Halten Sie lieber nächste Woche einen weiteren Vortrag. Oder schicken Sie ein Handout nach. Oder eine URL.

[Natürlich ist auch das wieder eine Non-Regel. Denn das letzte bisschen Magie passiert, wenn Sie Ihr Publikum vor sich sehen und es atmen spüren. Erst dann bekommt Ihr Vortrag den letzten, lebendigen Schliff. Aber das kann man nicht verkaufen oder schulen. Das muss man jedes Mal wieder neu erleben. Wer das nicht kennt, hält Vorträge vom Band.]

Beginner’s Luck

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Aller Anfang ist schwer. Das gilt fürs Präsentieren wie für alles andere. Am einfachsten ist es, Sie fangen dort an, wo schon alle sind. Auf der untersten Stufe der didaktischen Treppe: beim Vorwissen Ihrer Zuhörer, bei den zu vermutenden Ängsten im Publikum, ihren Bedürfnissen, unser aller Bequemlichkeit. Beim kleinsten gemeinsamen Nenner eben. Und ob der konkrete Einstieg dann ein Bild ist, eine Frage, eine Zahl, zehn Zahlen, ein Szenario, eine Erinnerung, eine Hände-hoch-Abfrage oder ein Zitat, spielt keine so große Rolle. Am Anfang müssen einfach nur alle in ein Boot. Rudern müssen anfangs Sie. Je diffuser der Einstieg, umso mehr müssen Sie rudern. Später können Sie das Ruder ruhig auch mal abgeben. Und wie für fast alles beim Präsentieren gilt auch hier: Dies ist eine Non-Regel. Non-Regeln sehen vor allem als Sinnspruchposter hübsch aus. In Wahrheit können Sie natürlich auch mit genau dem einen Satz einsteigen, den keiner versteht. Auch das ist ein gemeinsamer Nenner. Sie müssen nur erklären, worum es geht.

Denn um das Erklären, darum geht es ja. Das ist unser Job.

 

In the news

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Adobe stellt Voice fürs iPad vor. Ich bin schon nach zwei Tagen sehr verliebt. Kostenloses, schönes, kinderleichtes Geschichtentool mit kinderleichter Aufnahmefunktion und sehr schöner Icon-Library. Mein iPad 2 packt es nur bedingt, ab iPad 3 keine Probleme. Was dabei heraus kommt, sind Flashvideos, die man online stellen kann, die privat oder sein können, die verlinkt und embedded werden können und – innerhalb der Editierumgebung – auch gelöscht werden können. Das geht auch schon mal schnell versehentlich. QED. Es gibt aber auch innerhalb von Voice eine Vollbilddarstellung, so dass man fertige Geschichten auch via Beamer und oder Apple TV zeigen könnte. (Noch nicht getestet.) Es gibt keine Möglichkeit, die Videos auf dem eigenen Rechner zu speichern. Das ist das größte Manko, das ich momentan sehe. Und das Flashformat. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

Fazit: Jede Menge  Sternchen. Das wird einiges verändern. Und das Begreifen von Erzählstrukturen kinderleicht machen.

Wunschliste: Mehr Editiermöglichkeiten, Animationen/Einfliegen von Elementen abstellen können, Farben formatieren. Aber manches kommt sicher noch.

AdobeVoices-Structures

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PowToon stellt Slides vor. Kurz auf Englisch mein erster Eindruck: PowToon is launching yet another PPT-alternative soon, called Slides. First glance is ok, some video editing/trimming seems possible. I am not sure how many more slideshow alternatives we need, I still fervently believe the real work is the human factor, but I am also beginning to feel fervently weary preaching that there is more to talk and life than slides. But then this is before first coffee. If they make it part of the Edu accounts, I may feel so much more enthusiastic. Until then I am, as always, turning down the volume on the promo speak. Your mileage may vary.

Fazit: Nun ja. Es kommt, wie immer drauf an, was einer draus macht.

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Kleine studentische Liste aus Japan bei Presentation Zen dazu, was eine Präsentation besonders schlecht oder gut macht.

Fazit: Stimmt. Fasst es gut zusammen. Nur das, was einer tatsächlich sagt, wird durch unsere Listen nie abgebildet.

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Trödersche Sonntagsweisheit: Vorträge und Kartoffeln brauchen selten mehr als 15-20 Minuten. Festkochende brauchen etwas länger. Im Backofen gelten andere Regeln. Kartoffeln sind Nachtschattengewächse. Viele Vorträge auch.

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Die Nachlese der #rp14 re:publica-Vorträge von letzter Woche hat begonnen. Bereits veröffentlichte Videos hier. Abseits gehörte Sätze zum Sich-Fürchten: »Eine neue Erscheinung waren die zahlreichen animierten gifs in den Präsentationen.« Bitte nicht noch mehr davon. Hatten wir schon mal.

Letzte Woche, diese Woche, jede Woche

01-IMG_7648Wenn Sie nie jemanden gezielt mitschreiben und beobachten lassen, wenn Sie nach einem Vortrag nie nachfragen, was gestört und was geholfen hat, und vor allem, was die eine klar gehörte Botschaft ist, verschenken Sie eine von drei Chancen, die Sie haben, besser zu werden oder gut zu bleiben. Das Instant Audience Feedback. (Die beiden anderen Möglichkeiten sind Videoaufnahmen und eine gute Beratung.)

Wenn am Ende alle Studierenden sagen, es war ok, haben Sie verloren. OK ist immer schlecht. Entweder traut sich keiner, Ihnen die Wahrheit zu sagen, wegen der Noten zu Semesterende, oder es war so schlimm, dass alle höflich schweigen. Verloren haben Sie in jedem Fall. Menschlich und fachlich.

Mal sehen. Also. Schreibt, malt, scribbelt, zeichnet bitte alle mit. Be my camera.

Los geht es mit der Ansage, dass ich 48 Folien in 45 Minuten. Das ist der Killersatz. Wer den nicht im Bauch spürt, ist ein Zombie.

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Alle Stolperfallen, die ich heute einbaue, sind eigentlich laut und klar: Es sind deutlich ein paar Folien zu viel, eine ist viel zu detailliert, um auf einen Blick erfasst zu werden, eine Geschichte ist redundant, eine zu weitschweifig. Ganz klar hingegen müsste die inhaltliche Kernbotschaft sein: Weniger ist mehr. Die gestalterische Unterbotschaft: Kreise sind cool. Farbchoreografie und erkennbare Abschnitte sind auch cool. Trotzdem bleiben nur 5 von 7 Aspekten  hängen. Reicht. 5 von 7 ist schon ziemlich cool.
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Katzen sind auch cool, natürlich. Wobei Katzen in diesem Vortrag das Symbol für Störungen sind. Katzen wissen genau, was ich damit meine. Wäschestapel. Zu früh verschickte Mails. Und die alte VHS-Kassette von Pride & Prejudice (BBC, the one and only), bei der im Heiratsantrag des Pastors der dicke Maxx sich auf die Fernbedienung setzte und seitdem leider ein NDR-Beitrag über Herpesviren … Im Heiratsantrag.  Egal. Das war vor Blu-Ray und nicht-bufferndem Streaming, Kinder, und ist damit fast schon nicht mehr relevant und somit eher redundant.

(Diese beiden Begriffe kommen nächste Woche noch mal intensiv dran, aber Studierende lesen nur selten vorab. Gell?)
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Was man auch immer wieder lernt: Sie können es nie allen Recht machen. Der eine, der analytischste in der Runde, versteht die superlustige Detailfolie mit körpersprachlichen Skizzen von 25 gestressten und entspannten Hunden, weil er sich auf meine grafische Hervorhebung konzentriert, die andern verlieren sich im Entdecken. We almost all get lost in detail. 
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Klar wird auch, dass meine ungeliebten Zielsatzvordrucke helfen. Aber das wusste ich vorher schon. Man sieht fast alles, an so einem Zielblatt. Auch vorher schon.
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»Ich will begeistern«, ist kein hinreichend konkretes, umsetzbares persönliches Ziel. Und wenn Sie so einen wunderbaren Einstiegssatz auf einer Folie mitbringen wie »Architektur bedeutet, für Menschen zu bauen«, dann arbeiten Sie doch damit. Vergeuden Sie ihn nicht. Quetschen Sie diese Folie aus wie eine Zitrone. Huschen Sie nicht drüber hinweg. Um diesen Satz geht es doch in den nächsten Minuten. Und nur darum. Den Kundennutzen des Ateliers, das Sie bauen wollen.
10-IMG_7642»Ich will euch zeigen, warum mich die Radierung in ihrer Vielfalt so begeistert«, schon sehr viel eher. Und weil das auch genau so funktioniert, ist die Hauptsorge, klein und schüchtern zu wirken, ab jetzt keine mehr. Überhaupt keine mehr. Wir lieben Begeisterung, die ansteckt. Wir lieben aber auch und vor allem verständliche, freundliche Substanz zum Anfassen.

Warum oben auf der einen Mitschrift ALMI steht, weiß ich nicht.  Manches bleibt ein Geheimnis.

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Danke an alle fürs Aufpassen und Mitmachen und Mitschreiben und vor allem für die vielen Katzen!

Ach, Sabinchen

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Neues Semester, erste Runde Fachvorträge. Mit den Einstiegen tun sie sich noch schwer. Aber das tun Profis auch. Neulich in der Wirtschaftswoche sollte es um das Problem Wasser in Plastikflaschen gehen. Und die Frage, ob es ein Problem ist und für wen. Eingestrickt war der Artikel in eine vollkommen absurde und überlange, klischeebefrachtete Geschichte von Sabine, die mit Dachterrasse lebt, gerne einen Mann dazu hätte, ein Beelitzer-Spargel-Essen plant mit Lachs auf Goldpappe und Himbeeren, erst spät aus der Agentur kommt und … Genau. Spätestens jetzt driften wir weg und ab und weiter. Irgendwann steht Sabine in einer Tiefgarage und schubst Eviankisten mit dem Fuß zum Auto. Später sind die Kisten Aufzugsbremsklötze. Und bremslangsam kommen wir zum Thema. Sie wollen den Artikel nicht wirklich lesen. Aber finden können Sie ihn hier. Wenn Sie lieber etwas anders lesen möchten, versuchen Sie es mit ein paar der handfesten Tipps von Bauen im Bestand dazu, wie man einen Artikel schreibt. Ein guter Vortrag ist ganz ähnlich aufgebaut. Besonders das mit den W-Fragen funktioniert genauso.

Vor allem aber merken Sie sich bitte eins: Wenn der Einstieg länger als das Thema ist, ist es keiner.