TEACH & TRAIN

Präsentieren bedeutet, mit Menschen zu sprechen.

Monat: Oktober, 2012

Winter is analog

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Die ersten Wochen in jedem Präsentationssemester sind immer analog. Das heißt: Ich zeige alles, was digital so geht, fahre zwei iPads auf, Fernbedienungen, meinen alten iPod Touch, rede über kabelloses Präsentieren, Apple TVs, zeige dies und das und jenes. Man muss ja Benchmarks setzen, am Beginn eines neuen gemeinsamen Lernens, nicht?

Und dann ziehen wir gemeinsam den Stecker. Was wäre, wenn Ihnen der Strom ausgeht? Hätten Sie dann noch immer etwas zu sagen? Was wäre, wenn Sie nur drei Minuten hätten? Wie viel Technik ist dann sinnvoll. Wie viele Folien sind dann auszuhalten?

Jedes Semester wieder. Wir fangen da an, wo es für die meisten aufhört. Erste Übung: Analoges Präsentieren mit und ohne Papier. Hauptsache: Worte. Wie immer würde ich danach sofort am liebsten alles, was ich kann, tauschen gegen das, was meine Studierenden können.

Wir versuchen es wie jedes Semester mit den absoluten Basics. Wer analog reden kann, kann alles. Meine Studierenden dürfen alles ausprobieren, was keinen Strom, keine Batterie, keinen Beamer verlangt. Thema, wie jedes Semester, eines, das ihnen unter die Haut gehen müsste: Sie selbst. Ihr Studium. Das Wieso, Warum, Weshalb, Wohin.

Die Hälfte von ihnen wählt Analog Total und redet ohne jedwedes Zubehör. Die Hälfte der Zeit bin ich vorher wie immer nie sicher, ob das vielleicht einfach nur der bequemste Weg für sie ist. Hinterher ist es fast immer für alle die richtige Entscheidung gewesen.

Vier illustrierte Beispiele, vier Wege, vier Lösungen:

1. Nico. Fakultät Gestaltung. Interactive Design & Metall.

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Bring Stuff, predige ich schon in der ersten Sitzung. Und wir bekommen einen jungen Hund, der die Anspannung seines Frauchens kurz vor dem Vortrag spürt, besser als das Publikum, das wie immer für vieles blind ist. Aber die Stelle, als wir etwas zu sehen bekommen, als aus einer abstrakten Designidee ein Steampunk-Ring wird, Farbe, ein bewegtes Eisvogelglitzern, als es endlich konkret wird: Das ist die Stelle, wo es im Publikum raunt: Ach so! Jetzt verstehe ich es. Es ist immer dieselbe Stelle, an der wir verstehen. Es ist die Stelle, wo Ihr Expertenwissen Farbe annimmt und Form. Wo wir begreifen, was Sie sagen. Es ist auch die Stelle, wo der junge Hund ganz still sitzt.

2. Sina. Fakultät Gestaltung. Grafikdesign.

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Schönes Beispiel dafür, wie einfach Visualisierung sein kann und wie hilfreich. Flipchart, Scotch-up Stift, vorbereitete Zeichnungen. Schwarz-weiß-rot. Mehr Minimalismus geht eigentlich nicht. Wir verlieben uns alle in das Eichhörnchen, das Freies Gestalten symbolisiert.

3. Steffen. Fakultät Gestaltung. Metall.

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Steffen schneidet  Blätter aus seinem Skizzenbuch zurecht. Die Geschichte beginnt so, wie viele Gestaltergeschichten. Ich habe schon immer gerne gescribbelt, ich habe schon immer was mit Computern gemacht. Wir lachen alle an derselben Stelle: Als er erzählt, dass sein Vater, der Goldschmied, zu ihm sagt: Mach, was du willst, Junge. Das haben wir nicht erwartet. Das haben wir alle schon anders erlebt. Das kennt fast jeder Künstler anders. Und die Geschichte trägt, und hat eine Spiegelachse, und am Ende sind alle froh: Der Vater, der Sohn, das Publikum. Schade, dass ich aus Datenschutzgründen immer nur die Ergebnisse zeigen darf, kaum jemals die Gesichter :)

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4. Steffi. Fakultät Gestaltung. Grafikdesign/Innenarchitektur.

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Steffis Geschichte ist eine alte Geschichte. Eine Vernuftehe mit der Juristerei. Und eine Romanze aus dem Nichts. Und wir fiebern mit und gehen mit und stoßen Cortisol aus und Oxytocin und nur zwischendurch und ganz am Ende fragen wir uns: Und was genau machst du jetzt eigentlich? So schön dunkle Liebesgeschichten auch sein mögen: Machen Sie sie relevant, machen Sie sie konkret, machen Sie sie bunt. Schenken Sie ihrer Geschichte Verben und Adjektive. Substantive auf -heit, -keit und -ung sind die Blutsauger der Textwelt.

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Steffis Geschichte funktioniert ansonsten auf Papier genauso gut wie als Film, den ich schnell zuschneide. So sind Geschichten, so sind gute Vorträge: sie erzeugen einen Film im Kopf der Zuhörer. 

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Der immer noch einfachste Weg (für mich) aus einer Handvoll Schnappschüsse mit meiner kleinen IXUS, die ich im Unterricht immer dabei habe, einen Film zu machen: Quicktime 7 (Macworld: Heben Sie um Gotteswillen diese alte Version auf! Sie ist Gold wert.) 

Was ich manchmal vergesse: Wenn Bilddateien sehr groß sind (ab  3000x … px), schafft ein alter 1024×768-Schul-Beamer gerade mal eine Black Box.

Zehn Sekunden später: Bildersequenz auf 800×600 verkleinert und exportiert. Alles fein.

Vielen Dank an alle meine Studierenden für ihre gute Vorbereitung!

Blush response

Many of my students worry because they blush during their talks. If you too worry, you may like this video’s message: People will actually like you more if you blush.

(via http://www.brainpickings.org/)

If blushing still bothers you, no matter what, try wearing non-white shirts and tops. White clothing will only enhance the reddishness of your skin. Think Coca-Cola bottles. Then again: Why should something you cannot control or change, such as your skin color, bother you at all? Instead, worry about your content, your language, your style, your message. Worry about the things in a talk that matter.

Never be ashamed of the color of your skin.

The video also shows that ignoring Youtube comments may be best.

Body Talk

Glad to have some serious science** now to back up what I (and colleagues and therapists) have been preaching/teaching for a long time: Changing posture can help change your mind. Which is why one of my presenting classes is all about being as bossy as you can. Feet up on the desk, and all.

»I feel bigger«, they usually say afterwards and sound like it. As for Amy Cuddy herself: a somewhat slower voice and a bit more breathing (= oxygen) in the right places would probably give her some more resonance.

(If she was one of my students, I would also encourage her to sweep away her fringe and smile a little less, and rethink that bright pink lipstick…)

So: This is probably not my favourite talk in terms of female role models, and I feel Amy’s own body language is not fully congruent with what she says, but it is an immensely important talk in terms of content and relevance. And that’s what counts, really. Content still is queen.

** Update 2016-01

Unfortunately the science claim that power posing leads to actual changes on a hormonal and neuroendocrine level seems to have been overreaching a bit. This does not mean that your body is not a wonderful ressource. Giving yourself enough space, learning how to be comfortable inside your skin, learning about voice and breathing and control and letting go will always be relevant.

New term, old stories

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Jedes neue Semester, immer spannend, immer wieder neu (für meine Studis): Nach dem ersten Drei-Minuten-Vortrag testen, was merkwürdig genug war, um erinnert zu werden.

Ach, das habt ihr gar nicht gehört?

(Nein, da war noch Geraschel im Raum, da waren wir noch nicht bei Ihnen und Sie nicht bei uns, das haben Sie auch nur einmal gesagt und ganz leise …)

Und dann lernen, dass der zweite Vortragsteil, der mit den Unterbrechungen, den W-Fragen, den Aha-Momenten, der mit den lebendigen Farben, den Emotionen, der viel bessere Vortrag war als der strukturiert-gelernt-gesteuerte ohne Mimik, ohne Herz.

Übung Nummer 1: Die graue Vortragsjacke ausziehen, die herbstwarme Substanzjacke anziehen, auch wenn sie noch eine Nummer zu groß scheint.

To be continued.

Sticky stuff

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Ich mochte die alten quietschorangen Scotch-up Klebestifte ja lieber, die neue Optik ist mir ein wenig zu hoffnungsgrün geraten, aber wozu gibt es Retrofilter. Sie heißen jetzt übrigens nur noch 3M Scotch Haftklebestift, wiederablösbar. Aber kleben tun sie immer noch und ablösen lässt sich das Geklebte auch. Auch von den Fingern. Ich liebe diese kleinen Helfer, die auch einen heißen Sommer gut überstehen. Gestern hat sich eine Kursteilnehmerin getraut, damit eine kleine Kachel ans Flipchart zu kleben. Hielt. Eine ganze Weile sogar.

Kleine Stifte 14g unter € 2,00. Dicker Stift 60g etwa € 8,00.